Transplantation für Martje aus Osnabrück verschoben

Transplantation für Martje aus Osnabrück verschoben

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Osnabrück. Nein, Martje hat keine Knochenmarktransplantation bekommen. Wenige Tage vor dem geplanten Eingriff verbesserten sich urplötzlich ihre Blutwerte, und die Ärzte stoppten die riskante Operation. Damit ist die Siebenjährige aber noch längst nicht aus dem Schneider. Eine gute Nachricht gibt es dennoch: Die Hilfsaktion für Martje vor einem Jahr hat acht Knochenmarkspender hervorgebracht. An diesem Sonntag findet wieder eine Typisierung statt. Sie gilt dem 28-jährigen Hugo dos Santos Branco, der an Leukämie erkrankt ist.

Martje hat zwar keine Leukämie, aber vor 15 Monaten wurde bei ihr eine ebenso schwerwiegende Störung des blutbildenden Systems diagnostiziert. Nur eine Knochenmarktransplantation, so schien es lange Zeit, konnte ihr Leben noch retten. Tatsächlich gelang es der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS), einen genetischen Zwilling für Martje zu finden, sogar mit einer hundertprozentigen Übereinstimmung, wie ihr Vater Holger Bloem vermerkt.

Mit Martje geht es Auf und Ab

Nach einem monatelangen Auf und Ab mit vielen Enttäuschungen setzte die Familie alles auf die Transplantation, die am 7. April in der Uniklinik Münster stattfinden sollte. Und das, obwohl der Eingriff mit vielen Risiken für die kleine Patientin verbunden ist. Vor allem, weil er eine siebentägige Chemotherapie erfordert, die das körpereigene Immunsystem auf Null herunterfährt. Doch wenige Tage, bevor die Behandlung mit der chemischen Keule beginnen sollte, stiegen auf einmal die Thrombozytenwerte an.
Für die Ärzte ein „medizinisches Wunder“, sagt Martjes Mutter Silke Bloem. So etwas habe es noch nie in diesem Stadium gegeben. Transplantiert wird nur, wenn weniger als 40000 Thrombozyten (Blutplättchen) pro Nanoliter Blut gemessen werden. Bei Martje kletterte der Wert von 28000 immer höher, überschritt die für die OP kritische Grenze – und sank kurze Zeit später wieder. Mit diesem Auf und Ab, dem Hoffen und Bangen, muss die Familie Bloem schon seit über einem Jahr fertig werden.

Probleme mit den Nieren

Zuletzt ist der Wert gestiegen, sogar auf 89000. Das ist noch weit entfernt von den mehr als 160000 Thrombozyten, die sich in jedem Nanoliter Blut eines gesunden Kindes tummeln. „Zum Leben auf Dauer zu wenig, zur Transplantation zu viel“, sagt Silke Bloem nüchtern. Wie immer es weitergeht – der Knochenmarkspender, ein 25-jähriger Mann aus Deutschland, bleibt für die kleine Patientin reserviert.
Martje ist ein fröhliches Kind, aber ihr vergnügtes Lachen täuscht darüber hinweg, dass ihr die Krankheit schon arg zugesetzt hat. Die Medikamente schädigen ihre Nieren, deshalb muss sie viel trinken. Ihr Shirtkragen verdeckt den Boroviac-Katheter, ein Schlauchsystem, das unter die Haut geht und in die Halsschlagader führt.
Um der Infektionsgefahr vorzubeugen, darf Martje nicht schwimmen gehen, was ihr sichtlich schwerfällt. Trampolin, Hüpfburg und Co. sind natürlich ebenfalls tabu. Inzwischen geht die Erstklässlerin zwar täglich zur Schule, allerdings nur eingeschränkt, und ohne mit den anderen Kindern auf dem Schulhof herumzutoben. Schon ein Sturz könnte unstillbare innere Blutungen hervorrufen, denn es fehlen die zur Gerinnung notwendigen Thrombozyten. Von Normalität ist Martjes Familie also weit entfernt. Holger und Silke Bloem können nur hoffen, dass es weiter aufwärts geht.

Die richtige Entscheidung

Für mindestens acht Menschen ist es ein Glücksfall, dass Martjes Schicksal so viele Osnabrücker bewegt. Eine Welle der Hilfsbereitschaft erfasste die ganze Stadt, 3284 potenzielle Lebensretter ließen sich am 14. Juni in der Heinrich-Schüren-Schule registrieren. Ein ungewöhnlich großes Echo, wie Silvia Marcello von der DKMS bestätigt. Ungewöhnlich ist vor allem, dass durch eine Typisierungsaktion schon nach einem Jahr acht Knochenmarkspender ausfindig gemacht wurden.
Einer dieser acht Spender ist der 29-jährige Christoph aus Osnabrück. Er kam als „genetischer Zwilling“ für ein sechsjähriges Kind aus Weißrussland infrage. Ein halbes Jahr nach der Registrierung erfuhr er davon. Für ihn eine klare Sache, „dass es die richtige Entscheidung gewesen ist“, sich registrieren zu lassen. „Für Martje kam ich zwar nicht infrage, doch für ein anderes Kind schon. So funktioniert das System und das ist gut.“ –

ZUR SACHE

Der 28-jährige Hugo dos Santos Branco aus Osnabrück hat Blutkrebs und hofft dringend auf Hilfe. Wer noch nicht typisiert ist, kann sich am Sonntag, 21. Juni von 11 bis 16 Uhr im Portugiesischen Freizeitzentrum an der Bünder Straße 6 in die DKMS aufnehmen lassen. Mitmachen kann jeder gesunde Mensch zwischen 17 und 55 Jahren. Die DKMS weist darauf hin, dass auch die finanzielle Unterstützung der Aktion wichtig ist. DKMS-Spendenkonto: IBAN DE95 4805 0161 0000 0389 27, BIC SPBIDE3BXXX –

NOZ | Ein Artikel von Rainer Lahmann-Lammert

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